Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V.

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Rückblick: Osteuropaforum in Hamburg – Menschenrechte und Migration

[Photo] Gruppenbild Osteuropaforum 2023

Im Juni fand in Hamburg unser neustes GFPS-Projekt statt: das Osteuropaforum mit dem Thema „Menschenrechte und Migration“ und einem besonderen Fokus auf Belarus. In einem Rückblick hat uns eine unserer Teilnehmer:innen ihre Eindrücke von dem Wochenende geschildert.

  • Osteuropaforum 2023 Plakat

    Osteuropaforum 2023 Plakat

  • Gemeinsames Arbeiten während der Workshops

    Gemeinsames Arbeiten während der Workshops 01.06.2023

  • Diskussion bei der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

    Diskussion bei der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius 02.06.2023

  • Filmabend im Abaton-Kino mit Podiumsdiskussion

    Filmabend im Abaton-Kino mit Podiumsdiskussion 02.06.2023

  • Abendliches Entspannen bei Wasserspielen im Park

    Abendliches Entspannen bei Wasserspielen im Park 02.06.2023

  • Gemeinsames Erkunden der Hafenstadt

    Gemeinsames Erkunden der Hafenstadt 02.06.2023

  • Vortrag der Menschenrechtsorganisation Viasna

    Vortrag der Menschenrechtsorganisation Viasna 03.06.2023

  • Postkarten für politische Gefangene in Belarus

    Postkarten für politische Gefangene in Belarus 03.06.2023

 

Anfang Juni fanden sich in Hamburg etwa 45 junge Menschen aus Deutschland, Polen, Tschechien, der Ukraine und Belarus zusammen für das neuste GFPS-Format: das Osteuropaforum zum Thema Menschenrechte und Migration in Osteuropa. Der thematische Fokus lag dabei auf Belarus – das Land, dessen Hauptstadt Minsk nur etwa 950 km von Berlin entfernt liegt und über das für viele Menschen in Deutschland trotzdem so wenig bekannt ist.

Aktuell (Stand 13.12.2023) gibt es in Belarus 1.473 politische Gefangene, unter anderem mehrere Aktivist:innen für Menschenrechte. Dieser Umstand verdeutlichte uns Teilnehmenden, wie wichtig es ist, über Menschenrechte im belarusischen Kontext zu sprechen. Aufschlussreich hierfür waren vor allem ein Filmabend mit drei Kurzfilmen und ein Vortrag über die belarusische Menschenrechtsorganisation „Viasna“ mit Kanstantsin Staradubets. Nachdem Kanstantsin uns über die Arbeit von „Viasna“ berichtete und die Dringlichkeit der Menschenrechts-Situation verdeutlichte, hatten wir die Möglichkeit, Postkarten an politische Häftlinge in Belarus zu schreiben. Hierbei handelt es sich keinesfalls um eine einfache Tätigkeit, wenn wir plötzlich mit der Frage konfrontiert waren, was man einem politischen Gefangenen eigentlich schreiben kann. Gleichzeitig stellte diese Aktion eine sehr persönliche Handlung dar, was uns allen stark geholfen hat, uns für das Problem zu sensibilisieren. Nicht weniger emotional war auch die Vorstellung der Kurzfilme mit anschließender Podiumsdiskussion, die sich mit der Protestbewegung in Belarus 2020–21 und der Grenzregion zwischen Belarus und Polen beschäftigten. Beide Thematiken sind vor allem durch Menschenrechtsverletzungen bekannt geworden, sodass wir Teilnehmende von den Filmen tief beeindruckt und berührt waren. Umso wertvoller war es, dass wir uns direkt in der Gruppe über das Gesehene, unsere Gedanken und Gefühle austauschen konnten.

Um uns näher mit der Stadt unseres Aufenthalts – die Hafenstadt Hamburg – zu beschäftigen, nahmen wir darüber hinaus an einer Stadtführung teil. Da es sich bei Hamburg als Hafenstadt jedoch um eine Stadt handelt, die eine entscheidende Rolle für den deutschen Kolonialismus spielte, beschäftigte sich die Stadtführung vor allem mit der kolonialen Geschichte Hamburgs. Dementsprechend vermittelte die Stadtführung uns Teilnehmenden viele neue Perspektiven auf Geschichte und Gedankenanstöße, inwieweit Postkolonialismus auch in Osteuropa eine Rolle spielt. Abgesehen von der nicht immer so erfreulichen Geschichte haben wir die 4 Tage in der wunderschönen Hafenstadt, in der es in der freien Zeit viel zu sehen und entdecken gab, jedoch sehr genossen – auch wenn von dieser wegen der vielen spannenden Veranstaltungen gar nicht mehr so viel blieb. Auf dem Programm standen nämlich noch verschiedene interessante Workshops (u.a. zur Funktionsweise von Menschenrechten oder der Lage des Journalismus in Belarus) sowie ein Besuch bei der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.

Während das Thema Migration uns innerhalb der letzten Monate und Jahre immer wieder beschäftigte, in Osteuropa aktuell vor allem im Kontext von politisch Verfolgten in Belarus und Flüchtenden aus der Ukraine nach der russischen Invasion im Februar 2022, wurde die Stadt Hamburg in seiner Geschichte schon lange durch Migration geprägt. Mit dieser Thematik machte uns ein Besuch im Ballinstadt-Museum, auch als Auswanderermuseum bezeichnet, bekannt. Auf dem ehemaligen Gelände einer kleinen „Stadt in der Stadt“, für Auswanderer gegründet, die in die USA weiterreisen wollten, lernten und sprachen wir darüber, was Migration damals bedeutete und was es heute bedeuten kann. Als junge Menschen aus verschiedenen Ländern trafen hier verschiedene Verständnisse, Gedanken und Ideen aufeinander, über die wir uns aktiv, ganz im klassischen GFPS-Verständnis, austauschten.

Am Sonntag waren unsere Köpfe durch viele Gedanken und neue Informationen bereichert und vielleicht auch ein wenig angestrengt, als wir uns voneinander verabschiedeten. Trotz intensiven Programms ermöglichte das Osteuropaforum uns allen jedoch das Kennenlernen vieler toller Menschen sowie viele neue Einblicke, die uns mit Sicherheit noch eine Weile beschäftigen werden.

Bericht von Anika Olbrisch

Marc Rieger